Vor 50 Jahren* habe ich als Weihnachtsgeschenk meine erste Kamera bekommen. Es handelte sich um eine ADOX Polo 1b. Sie hatte ein 45mm-Objektiv der Lichtstärke 1:3,5 und eine kürzeste Verschlusszeit von 1/125s. Besonderheit war ein eingebauter Belichtungsmesser, der allerdings nicht mit den Kameraeinstellungen verbunden war, d.h. man musste die Werte ablesen und von Hand übertragen.
Meine erste Kamera- eine ADOX Polo 1b. Bei diesem Bild handelt es sich um ein im Internet erworbenes, baugleiches Exemplar. Meine Original-Kamera von 1965 existiert noch, ist aber nicht mehr funktionstüchtig.
Ich hatte vereinzelt vorher schon Fotos mit einer alten und mit der damals aktuellen Kamera meines Vaters gemacht. Außerdem hatte mein Vater mich – als ich den Wunsch nach einer eigenen Kamera geäußert hatte – veranlasst, erst einmal Teile des „Buches der Photographie“ von Andreas Feininger zu lesen. So wusste ich bereits so viel von den Grundlagen, dass schon meine ersten Fotos (zum größten Teil) technisch in Ordnung waren. Auch, dass man die Kamera beim Auslösen ruhig halten muss, war mir bereits bewusst, denn meine allerersten Fotos waren überwiegend verwackelt, weil ich dies eben nicht berücksichtigt hatte.
Damals waren die laufenden Kosten des Fotografierens wesentlich höher als heute: Alle Fotos wurden (in der Regel auf Schwarz-Weiß)-Film aufgenommen und musste entwickelt werden. Unbrauchbare Bilder verursachten also echte Kosten! Der Ratschlag, den es damals auch schon gab – viele Fotos zu machen und nur die besten zu verwenden – war also aus Kostengründen kaum zu befolgen.
Hier einige meiner ersten Fotos:
Eines meiner ersten Bilder: Meine Mutter mit Schafen am Neuengrodener Weg, ungefähr da, wo heute Kaufland steht.
Die Kaiser-Wilhelm-Brücke war auch 1965 schon ein Wahrzeichen Wilhelmshavens; im Schnee natürlich ein Fotomotiv.
Nach verhaltenem Beginn muss der Winter 1965/66 noch ziemlich streng gewesen sein. Wir konnten jedenfalls häufig auf „Bauers Berg“ rodeln. (Bauers Berg lag zwischen der Thomaskirche und dem heutigen Spielplatz in Neuengroden und wurde in den 70er Jahren abgetragen, als dort Wohnhäuser gebaut wurden.)**
Mein 2. oder 3.Film: Maifeier 1965 in Wilhelmshaven, damals erstmals im Kurpark. In der 2.Reihe meine Eltern (etwas rechts von der Mitte, meine Mutter mit hellem Hut).
Das bräunliche der Fotos liegt nicht an einem Alterungsprozess, sondern dass man Abzüge damals vorzugsweiße auf leicht bräunlichem Papier („chamois“) herstellen ließ. Ich selbst bevorzugte später weißes Papier, aber hier hatte ich mich noch nach den Vorgaben meines Vaters gerichtet.
Erstaunlich übrigens, wie scharf und detailreich die Fotos sind (im Internet vielleicht nicht so gut zu sehen); auch preisgünstige Kameras hatten bei Schwarz-Weiß-Fotos eine gute Qualität. Allerdings handelte es sich nicht um eine „Billig-Kamera“! Bei Farbfotos, die ich ab 1967 gelegentlich machen durfte, kam die ADOX aber schnell an ihre Grenzen, besonders, da der Belichtungsmesser doch sehr ungenau war. Ab Ende der 60er Jahre – als ich schon ein eigenes Labor hatte – wünschte ich mir deshalb eine Spiegelreflexkamera, und die konnte ich mir 1970 von Ersparnissen und im Rahmen einer Nachmittagstätigkeit verdientem Geld leisten. 1979, nach meiner 2.Lehrerprüfung und mit der Aussicht auf eine Festanstellung, leistete ich mir dann die Spitzenkamera von Minolta, die XD 7. Die erste Autofokuskamera kam dann 1989 dazu – die XD 7 hatte dummerweise ausgerechnet bei meinem letzten Besuch in Ostberlin vor dem Mauerfall ihren Geist aufgegeben. Auf die Digitalfotografie bin ich erst umgestiegen, als die Qualität der Filme (mindestens der preisgünstigen Filme) nach 2005 stark nachließ; ich trauere der Analogfotografie aber auch nicht übermäßig nach.
Im Jahr 2022 habe ich einige Bilder aus meinem „Archiv“ nach WDR digit hochgeladen; z.T. stammen diese von meinem Vater. Näheres dazu siehe: Hinweis auf Webseiten
Wenn ich diese 50 Jahre zurückdenke, war diese Kamera eigentlich mein wichtigstes Weihnachtsgeschenk – ich habe seit dem immer fotografiert. Es gab zwar Zeiten, in denen ich nur wenige Fotos gemacht habe, aber ich habe nie länger als ein paar Monate damit aufgehört.
*Dieser Artikel wurde am 27.12.2015 geschrieben. Somit fotografiere ich jetzt (2023) seit 58 Jahren.
**Nach meiner Kenntnis sollte hier wegen des stark gewachsenen Stadtteils eine neue Schule gebaut werden. Der Teich war die Baugrube, der Berg der Aushub. Wegen des 2.Weltkrieges wurden die Baumaßnahmen eingestellt, und bis in die 70er Jahre blieb alles so liegen.